14. Oktober 2025
Zunächst einmal: Es ist völlig normal, dass es einem nicht durchgehend gut geht. Und erst recht, wenn man mit einer schweren Erkrankung wie Brustkrebs lebt – vielleicht sogar im metastasierten Stadium. Die seelische Belastung geht unglaublich tief. Depressive Gefühle oder gewaltige Wut sind eine menschliche Reaktion auf eine unmenschlich schwere Situation.
Annehmen und Orientieren
Zuerst: bewusst wahrnehmen, dass es mir schlecht geht.
Dann: anerkennen, dass es mir schlecht geht und mir selbst Mitgefühl schenken.
Dann der schwierigste Schritt: Gefühle zulassen – ohne darin unterzugehen. Manchmal überrollen einen die Gefühle wie eine Welle. In solchen Situationen gilt es Mitzuschwimmen. Auf. Ab. Einatmen. Ausatmen.
Herausfordernd, aber heilsam: Gefühle benennen. Es nicht beim „mir geht’s schlecht“ belassen, sondern fragen: Bin ich traurig? Überfordert? Ängstlich? Nachspüren. Das kann inneren Druck lösen. Atmen. Das Gefühl loslassen.

Erinnern: Ich bin nicht meine Krankheit. Da ist ein „Ich“. Dieses „Ich“ hat eine Krankheit und es hat Gedanken und es hat Gefühle. Ich bin dieses „Ich“. Und ich kann meine Gedanken und Gefühle beeinflussen. Und wenn ich auch meine Krankheit nicht einfach so wegzaubern kann, so kann ich doch etwas tun, um mich besser zu fühlen.
Wenn die Gedanken nicht aufhören zu kreisen – sie aufschreiben oder teilen. Das Papier trägt es für mich. Ich kann loslassen. Oder ich spreche mit jemandem, dem ich vertraue – nicht um Lösungen zu finden, sondern um nicht allein zu sein mit dem, was mich bewegt: „Mir geht’s gerade nicht gut, ich will nur ein bisschen reden. Du musst nichts tun, nur zuhören.“
Neu fokussieren
Sich selbst etwas Gutes tun: Eine bestimmte Musik. Ein Geruch, den ich mag. Ein warmer Tee. Eine Kerze anzünden. Diese kleinen Anker sind oft unscheinbar – aber sie helfen, sich wieder im hier und jetzt zu verankern. Sie helfen sich zu erinnern, dass inmitten des Schmerzes auch Momente von Frieden möglich sind.
Auch Struktur hilft. Sie gibt einen Rhythmus vor, an dem man sich festhalten kann, wenn alles aus den Fugen gerät.
Wichtig: In schweren Zeiten keine großen To-dos planen. Aber 1 oder 2 Dinge festlegen, die man tun möchte. Was ist heute möglich? Vielleicht duschen. Vielleicht nur: aufstehen, atmen, da sein. Vielleicht aber auch: für mich selbst etwas Gesundes kochen oder für mich selbst Obst (oder Schokolade) einkaufen gehen. Nicht die Produktivität zählt, sondern das Gefühl: „Ich bin da. Jetzt bin ich da. Ich bin wichtig. Ich kann Dinge tun.“
In körperliche Bewegung kommen, um Bewegung in festgefahrene Gefühle zu bringen. Das muss nicht weit sein. Aufstehen, das Fenster öffnen. Auf den Balkon gehen. Zum Lieblingsplatz im Park gehen.
Methoden wie Atemübungen, Meditation, progressive Muskelentspannung etc. werden häufig empfohlen, um Stress, Ängste und auch körperliche Beschwerden (z. B. Schlafprobleme) zu mindern.
Selbsthilfegruppen werden oft als unterstützend erlebt. Aber auch individuelle Gespräche mit anderen Betroffenen oder empathischen Menschen, wie Seelsorgern, können erleichternd wirken.
Rechtzeitig professionelle Unterstützung holen: Psychoonkologinnen und Psychoonkologen sowie Therapeutinnen und Therapeuten sind dafür ausgebildet, durch schwere Zeiten zu helfen. Es ist keine Schwäche, Hilfe zu anzunehmen. Es ist ein Ausdruck von Stärke, sich seiner Situation zu stellen.
Und: Schreiben Sie eine Liste! Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie oben auf das Papier: Was mir gut tut, wenn es mir schlecht geht. Sobald Sie etwas entdecken, das Ihnen geholfen hat, sich besser zu fühlen, schreiben Sie es auf dieses Papier. Mit der Zeit wird daraus eine ganz persönliche Liste. Eine Sammlung, aus der Sie schöpfen können, wenn der Kopf voll und das Herz schwer ist.
Stöbern Sie gerne auch durch unsere Tipps der Woche. Das ist eine Sammlung unterschiedlichster Anregungen und Hilfestellungen, wie z. B.:
Maltherapie – Gefühle und Gedanken in Bildern ausdrücken
Atemübung um das Nervensystem zu beruhigen
Kraftvoll statt ohnmächtig
Krebs und Kreativität