Mutmachgeschichten für Sie von Betroffenen!

4. Februar 2023

Mutig, inspirierend, nach vorne blickend – Sie haben uns Ihre Geschichten eingesendet und wir sind beeindruckt von Ihren Erzählungen und Ihrem Mut! Seit Oktober laden wir Ihre Geschichten nach und nach in diesem Beitrag hoch – wir sind uns sicher, dass Ihre Geschichte, Ihre Perspektive und Ihr Mut anderen Betroffenen hilft nach vorne zu schauen! 

Mein Name ist Nadine und ich bekam Ende März 2020 mit 44 Jahren die Diagnose Brustkrebs.
Ich möchte meine Geschichte erzählen, denn sie zeigt, es ist zu schaffen und Du bist nicht allein!
Es war ein ganz normaler Vorsorgetermin den ich fast aus beruflichen Gründen abgesagt hätte. Dank
meiner Kollegin bin ich aber hingegangen.
Im Ultraschall entdeckte meine Gynäkologin einen auffälligen Tumor, der aber nicht zu tasten war.


Dann ging alles ganz schnell….Mammographie, Stanzbioposie mit dem Ergebnis 3 hormonabhängige
Tumore G1, was ja eigentlich eine gute Prognose hieß.
2 Wochen später wurde ich operiert. Mastektomie mit Aufbau mittels einer Silikonprothese.
Während der OP wurden in 3 Lymphknoten doch Krebszellen entdeckt, weitere 7 waren frei von
Metastasen.
Nun sah das Ganze doch etwas anders aus. Ich wurde über die möglichen Behandlungsoptionen,
Chemo, Bestrahlung aufgeklärt. Ob aber eine Chemo sinnvoll ist, sollte der Endopredict Test
entscheiden. Dieser Test zeigt das Rückfallrisiko in den nächsten 10 Jahren. 80% der Frauen
benötigen keine Chemo, aber leider sah dies bei mir anders aus. Hohes Rückfallrisiko. Ohne groß zu
überlegen entschied ich mich für Chemo und anschließender Bestrahlung, denn ich sah nur diesen
einen, für mich sinnvollen, Weg.
Ich bekam 4x EC und 12x Paclitaxel und im Anschluss noch 28 Bestrahlungen.
Also das volle Programm.


Diese Zeit empfand ich gar nicht so furchtbar wie, glaube ich, Außenstehende. Man ist da in dieser
„Mühle“ drin und weiß es gibt nur den Weg da durch. Der Verlust der Haare war erst schon schlimm,
aber so schlecht sah ich ohne Haare gar nicht aus und daher trug ich meine Perücke nie.
Da es Sommer war verbrachte ich viel Zeit bei uns im Garten im Schatten. Meine Familie tat alles,
dass ich mich nicht anstrengen musste. Dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar. Geholfen hat mir sehr
in dieser Zeit der Ausleitungstee nach dem Rezept von Brustkrebs Deutschland e.V., auch die Pröbchen
aus dem Wohlfühlpäckchen halfen über die ein oder andere Beschwerde. Ich las auch viel die
Geschichten von betroffenen Frauen oder holte den ein oder anderen Tipp. Immer konnte ich auch die
liebe Kira von Brustkrebs Deutschland e.V.  kontaktieren, die mir oft auch den ein oder anderen Rat geben
konnte. Auch ihr bin ich sehr dankbar, dass Sie immer für mich da war und ist.
Zwischenzeitlich machte ich noch einen Gentest der leider einen Chek2 Gendefekt ergab, was für
meine Kinder noch von großer Bedeutung sein kann, was ich aber nicht hoffe.
Ich bin nun in einem Vorsorgeprogramm der Uni Köln, was mir doch eine gewisse Sicherheit gibt in
Bezug auf das Rückfallrisiko.
Meine Bestrahlungen gingen bis 1/2021.

Diese Zeit empfand ich als sehr ermüdend, da ich während
der Bestrahlung die Luft anhalten musste, da es die linke Seite ist und somit das Herz geschützt
werden sollte. Die Gefahr allerdings bestand, dass mein Implantat sich verkapseln könnte…. Und wie
sollte es auch anders sein, es verkapselte sich. Kurz nach der Bestrahlung wurde es fest und
scharfkantig. So wollte ich es nicht lassen denn es schmerzte und störte.
Im April 2021 fuhr ich erst einmal zur AHB an die Ostsee. Eigentlich wollte ich das nie, aber ich kann
es nur empfehlen. Zeit für sich, nette Menschen kennenlernen, das erlebte erstmal verarbeiten. Es
war einfach doch die richtige Entscheidung.
Danach entschied ich mich zum Brustaufbau mittels Eigengewebe, die sogenannte DIEP-Flap OP.
Diese erfolgte dann im September 2021 in einer 8-stündigen OP.
Der Vorteil dieser OP ist, dass man keinen Fremdkörper mehr hat. Es war kein einfacher Weg, das
möchte ich auch nicht schönreden, aber für mich die absolut richtige Entscheidung. Die aufgebaute
Brust sieht tatsächlich auch wie eine normale Brust aus. Die Narben am Bauch sind nun auch gut
verheilt.


Im Mai 2022 stand noch die Korrektur OP der operierten Brust an (nur Kleinigkeiten) und die
Anpassung der gesunden Brust, da diese doch um ein ganzes Stück größer war. Zugleich ließ ich mir
den Port entfernen, denn der störte mich. Auch diese OP verlief super. Ich war nur 2 Nächte stationär
und alles verheilte gut. Und wenn ich ehrlich bin, so schön war meine Brust noch nie.
Im September 2022 machte ich nochmals eine Reha und durfte wieder an die Ostsee, aber diesmal in
eine andere Klinik.
In vielen Behandlungen und auch Gesprächen wurde klar, dass ich mein normales Arbeitspensum so
wahrscheinlich nicht schaffen werde. Mich plagt seit der Therapie das sogenannte Fatigue-Syndrom
mit ständiger Müdigkeit und vor allem Konzentrationsschwierigkeiten und Überforderung.
Ich habe einen super tollen Arbeitgeber. Dieser hat mir meine Stelle die ganze Zeit freigehalten und
jetzt darf ich ein paar wenige Stunden anfangen zu arbeiten. Lange nicht in dem Umfang wie es war,
aber für den Anfang denke ich genau richtig. Die ganze Zeit über haben sie mir jegliche Freiheiten in
meiner Entscheidung gelassen und auch keinen Druck ausgeübt, was in meiner Situation mega war.
Solch einen Arbeitgeber und auch Kollegen kann man sich nur wünschen. Hierfür bin ich sehr
dankbar.


Die Krankheit gehört nun zu meinem Leben, im Moment geht man davon aus das alles weg ist und ich
hoffe das bleibt auch so. Ich nehme noch zusätzlich Tamoxifen als Hormonhemmer, da der Tumor ja
hormonabhängig war. Die Nebenwirkungen dieses Medikamentes sind in meinem Fall bisher gut zu
ertragen.
Nicht alles in dieser Zeit war schlecht oder schlimm. Ich habe viele liebe Menschen getroffen, gelernt
auch mal NEIN zu sagen, Zeit für mich zu nehmen damit ich dann auch wieder Kraft für meine Familie
und meine täglichen Aufgaben habe. Mein neues Leben ist anders, intensiver, Zeit spielt eine große
Rolle, Zeit für mich, meine Familie, Freunde. Es ist ok auch mal Pause zu machen, nicht von einem
Termin zum nächsten rennen. Es ist ok auch mal NEIN zu sagen, ist nicht immer einfach, gelingt mir
aber immer mehr und dann merke ich, dass es genau So gut für mich ist.
Mittlerweile nähe ich Herzkissen, denn nach meinen OP’s waren auch diese eine sehr große Hilfe und
ich möchte auf diesem Weg etwas zurückgeben an andere betroffene Frauen.
Ich habe eine tolle Familie. Ohne die Unterstützung meines Mannes, meiner beiden Kinder, meiner
Eltern, meiner besten Freundin und vielen weiteren Menschen wäre die Zeit sicher nicht so gut
gewesen wie sie nun war.


Es ist mein Leben und ich bin dankbar dafür so wie es jetzt ist mit allen Höhen und Tiefen.
Allen die keine so gute Unterstützung in der Familie oder bei Freunden erhalten kann ich nur raten
sich Gleichgesinnte zu suchen, der Austausch hilft ungemein.
Meiner Familie und Freunden sagte ich gleich zu Beginn der Therapie dass ich nicht als Kranker
behandelt werden möchte, sondern so normal wie möglich. Es fiel allen erstmal schwer aber nach
dem ersten Schock war auch dies genau der richtige Weg für uns alle.

Hallo, ich bin Birgit und erhielt meine Erstdiagnose 5 Jahre nach dem Krebstod meines damals 3-jährigen Sohnes. Als ich Auffälligkeiten an der linken Brustwarze bemerkte, war ich im 6.Monat schwanger. Es lief Flüssigkeit raus und ständig bildete sich eine Kruste. Man schickte mich zum Hautarzt, wo ein Mamillen Ekzem und eine Pigmentstörung diagnostiziert wurden. Beim Stillen tauchten die Probleme wieder auf, aber wieder dachte niemand an Krebs, bis meine Frauenärztin etwas in der Brust ertastete. Nach einem Ultraschall, Mammographie und Biopsie erhielt ich schließlich im Alter von 36 Jahren die Diagnose Brustkrebs Her 2 neu 3+. Mein erster Gedanke war:“ Werde ich jetzt auch sterben?“ Zwei Wochen später begann das Staging, ich bekam meinen Port undwurde brusterhaltend operiert. Mit dem Tumor wurden 16 Lymphknoten und eine Lymphknotenmetastase entfernt. Es folgte eine adjuvante Chemotherapie und eine Tabletten Chemo. Man versetzte mich in künstliche Wechseljahre und eine Strahlentherapie der Restbrust über 7 Wochen folgte. Zusätzlich erhielt ich 1 Jahr lang Antikörper und eineAntihormontherapie über 5 Jahre.

Anfangs war es schwer für mich zu akzeptieren, dass ich nicht mehr so funktioniere wie vor der Erkrankung. Als EU-Rentner mit Langzeitfolgen wünschte ich mir mein altes Leben zurück. Meine Kinder gaben mir die Kraft zu kämpfen, dennich wollte sie natürlich aufwachsen sehen. Ich setzte mir kleine Ziele und hoffte immer, dass ich all die Dinge noch miterleben werde, die im Laufe der Kindheit so anstehen. Ich war in einer Studie und ging regelmäßig zu allen Nachsorgeuntersuchungen. Nach 5 Jahren dann der Schock. Bei der jährlichen Mammographie wurde ein Rezidiv entdeckt. Es entpuppte sich als DCIS und ich kam diesmal mit OP und weiteren 5 Jahren Aromatasehemmer davon. Das hat mir einmal mehr gezeigt, dass jeder Tag ein Geschenk ist.

Mittlerweile habe ich mich mit dem Leben nach dem Krebs arrangiert, neue Prioritäten gesetzt und sehe vieles aus einem anderen Blickwinkel. Ich gönne mir Pausen, wenn es nötig ist und der Haushalt kann auch mal warten. Ich freue mich an kleinen Dingen und machbare Wünsche erfülle ich mir einfach.

Auf meinem Instagram Account berichte ich über mein Leben als verwaiste Mama und meine überstandenen Brustkrebserkrankungen. Damit möchte ich anderen Betroffenen Mut machen und das Thema Krebs aus der Tabuzone holen. Durch die tolle Brustkrebscommunity auf Instagram findet man immer ein offenes Ohr und kann sich gegenseitig unterstützen.

Ich gehe regelmäßig zur Krebsvorsorge und 1 x jährlich zur Mammographie. Die Angst vor Nachsorgeterminen, einem weiteren Rezidiv, Metastasen oder dem Tod ist zwar da, aber ich versuche ihr nicht zu viel Raum zu geben. Vor solchen Tagen hilftmir Ablenkung, wie z. b. spazieren gehen, puzzeln, rätseln, zeichnen, lesenoder meine Lieblingsmusik hören.Inzwischen bin ich 52 Jahre und meine Erstdiagnose ist fast 16 und meinRezidiv ist fast 11 Jahre her. Meine Mädels sind nun schon 26 und 16 Jahre alt und ich kann es manchmal gar nicht glauben, dass ich es soweit geschafft habe.

Brustkrebs kann jeden treffen, egal ob Mann oder Frau, alt oder jung.

Tastet euch regelmäßig ab und geht zur Vorsorge. Achtet auf Kleinigkeiten und geht lieber 1 x mehr zum Arzt, wenn euch etwas komisch vorkommt, denn je früher man Krebs erkennt, umso besser sind die Heilungschancen. Allen die gerade kämpfen müssen, geht einen Schritt nach dem anderen und verliert nie die Hoffnung. Es gibt ein Leben nach dem Krebs und es lohnt sich zu kämpfen.

Hallo ihr Lieben,

Ich bin Verena, 25 Jahre alt und bin dieses Jahr an Brustkrebs erkrankt. Mit diesem Alter habe ich mich mit so einem Thema noch gar nicht befasst, vor allem nicht gedacht, dass mich so eine Diagnose trifft. 

Im März habe ich durch Zufall einen Knoten in der linken Brust entdeckt, habe dann gleich gedacht irgendwas stimmt nicht und bin dann direkt die nächsten Tage zur Frauenärztin. Natürlich dachte man sich es wäre nichts bösartiges leider nach der 1.0P kam dann die Diagnose Brustkrebs Vorstufe. Ich war echt total geschockt. Vor allem kam dann dazu, dass ich in 4 Wochen die nächste 0P hatte. Da kam dann raus, dass es Stadium 2 ist. Die Lymphknoten waren nicht befallen. Und genau da wurde mir bewusst, Verena du hattest echt Glück. Es hätte alles viel schlimmer Enden können. 5 Wochen musste ich auf das Ergebnis warten, ob ich Chemo benötige oder nicht. Eine sehr schwere Zeit. Aber der Endopriticttest war negativ. Bedeutet keine Chemo. Da war ich sehr erleichtert. Ich muss eine Antihormontherapie machen mit Tamoxifen (Tabletten) für 5 Jahre. Das soll ein Rückfall verhindern.

Momentan bekomme ich noch die Bestrahlung. Und möchte danach zur Reha. Einfach um den Kopf frei zu bekommen, vielleicht mehr zu lernen über das Thema und vor allem die Gesundheit.

Und genau durch diese Diagnose habe ich gelernt: Lebt euer Leben und schätzt eure Gesundheit denn man weiß nie was kommt. Ich bin sehr dankbar das ich auf mein Bauchgefühl gehört habe und zum Arzt gegangen bin und somit früh erkannt wurde. Somit möchte ich andere Frauen Mut machen. 

Eine Mutmachgeschichte von Verena

Ich heiße Avin, bin 48 Jahre alt, verheiratet, habe eine wunderschöne 15 jährige Tochter💗und ich  bin der größte Depeche Mode Fan🖤.

Ich habe seit Oktober 2020 Brustkrebs mit Metastasen in den Knochen. Ich bin Palliativ Patientin. Palliativ bedeutet, alle  Maßnahmen die ich bekomme dienen nicht zur Heilung, sondern dem Erhalt meiner  Lebensqualität.

Meine Erstdiagnose war 2009, Brustkrebs  (ohne Metastasen) und habe das volle Programm bekommen: Chemotherapie, brusterhaltend operiert, Bestrahlung, Antihormontherapie, Antikörper, Tamoxifen  usw.. Danach galt ich als geheilt, fast 11 Jahre lang. Bis Oktober 2020.

Seitdem bekomme ich Chemotabletten, Antihormontherapie, Spritzen für die Knochen und Spritzen damit ich in den Wechseljahre versetzt werde und auch bleibe. Und das mein Leben lang.

Hatte auch schon 2 Bestrahlungen. Nehme sehr starke Schmerzmittel. Ohne geht es leider nicht. Ansonsten kann ich gut mit den Nebenwirkungen umgehen. Seid der Diagnose bin ich arbeitsunfähig, ich war selbstständig und hatte einen Schönheitssalon.

Ich werde demnächst die volle Erwerbsminderungsrente bekommen und habe auch den Schwerbehindertenausweis mit 100 %, unbefristet und mit den Merkzeichen.

Pflegestufe habe ich auch.

Es ist schon komisch wie das Leben von jetzt auf gleich sich ändert. Ich habe gar nicht mehr damit gerechnet eigentlich und hatte den Brustkrebs vergessen. Deswegen ist es wichtig dass das Thema Metastasen kein Tabuthema mehr ist. Dass wir darüber reden besonders mit den Brustkrebs Betroffenen Frauen. Denn nach der Chemotherapie bei Erstdiagnose denken die meisten: „…das war’s, ich bin jetzt geheilt“. Leider ist es nicht immer so. Jede dritte von uns bekommt im Laufe des Jahres Metastasen… Und Brustkrebs ist nicht „rosa“, es ist viel mehr als das, Krebs sieht anders aus…

Deswegen habe ich auf Instagram einenAccount ins Leben gerufen. Speziell für uns, damit wir gegenseitig uns Mut machen können, uns austauschen und uns Fragen stellen ohne Angst zu haben, dass es jemand nicht versteht. Egal wie unangenehm die sind, denn ich glaube nur wir „unter uns“ können uns wirklich verstehen. Leider macht es den anderen (Brustkrebsbetroffenen) Frauen Angst, das Thema Metastasen. Aber wir wollen gehört werden, dass es auch ein Leben gibt, auch MIT Metastasen und dass Metastasen nicht gleich TOT heißt. Wir wollen nicht komisch angeguckt werden sobald man von unserer Diagnose  weiß. Keiner traut sich uns zu fragen wie es uns geht, oder vielleicht weiß man nicht wie man uns ansprechen soll. Wir sehen von außen „gesund“ aus, keiner weiß wie es wirklich innerlich in uns aussieht. Deswegen ist es wichtig darüber zu reden und aufzuklären. Denn wir sind  „nur“ chronisch krank. Zum Glück wird in der  Medizin viel geforscht und die Lebenserwartung wird immer länger.

Mein Lebensmotto: „Konzentriere dich nicht auf das STERBEN, sondern konzentriere dich auf das LEBEN.“

Liebste Grüße

Avin

Hallo Ihr da draußen, an alle Kämpferinnen und auch Kämpfer,

Das Leben geht weiter … erstmal etwas stockend aber dann bunter, interessanter und tiefgreifender….

Meine Mutmachgeschichte beginnt vor vielen Jahren. Im Jahr 2006 bekam ich den Zufallsbefund triple negativer Brustkrebs rechts, Schock … wie geht es weiter, lebe ich weiter… Op, Chemotherapie, Bestrahlung und das Leben ging weiter. Im Jahr 2012 dann der nächste Schock, denn ich diesmal selbst ertastet habe, diesmal auf der linken Seite, wieder Op, wieder Chemotherapie und Bestrahlung, aber auch da sagte ich mir das Leben geht weiter. Ich machte mir mein Leben positiver, bunter und interessanter.

Ich hatte immer wieder wundervolle Menschen, die mir zu Seite standen, die mich begleiten aber auch Menschen mit denen ich mein Leben nicht mehr teilen wollte.

Mein Leben wurde zwischendurch auch mal verrückter, ich wollte vieles nachholen, Party, Tattoo, Reisen… auch das verdrängen und das durchgeknallte gehört zum Leben dazu…

… und dann kam die Nachsorge im Dezember 2021… und wieder zum dritten Mal in meinen Leben, musste ich mich mit der Diagnose Brustkrebs auseinander setzen… ein Rezidiv in der linken Brust.

Kurz, blieb das Leben stehen, Schock, Weinen, Wut, verzweifeln… gerade war alles so toll, mein Mann, unser gemeinsames neuen Zuhause… oh nein, sagte ich mir, du kriegst mich nicht, ich will Leben bunter und interessanter 😍 Diesmal ließ ich mir die Brust abnehmen und mit einen schönen Silikonaufbau wieder bestellen, ich liebe meine neue Brust und mein wundervollen Dekolleté. Es gab es keine weiteren Therapien. Natürlich bleibt die Angst aber damit möchte ich mir nicht meine Lebensqualität zerstören lassen. Ich will Leben… Ab nächsten Monat werde ich wieder arbeiten gehen, auch etwas weniger aber das gehört zu meinen Leben. Ich tue viel für mich und meine Gesundheit und damit fühle ich mich stark und lebenswert. Unterkriegen …. Nein, dass kommt für mich nicht in Frage, ich Will Leben, so schön wie es nur geht und so bunt und interessant wie es geht.

Mit meinen Partner, meiner Familie und mit wundervollen Freundinnen – eine Danke schön an genau diese Menschen – geht das Leben weiter, ich gestalte es mir… bunter, interessanter und tiefgreifender … seid tapfer, kämpft, denn es lohnt sich für EUER Leben zu kämpfen. 💝

Jede Einzelne von Euch, schafft das 💪

In Liebe Eure Romy

Hallöchen ihr lieben Kämpferinnen da draußen!♥️

Ich möchte euch von meinem Kampf und meiner Geschichte gegen den Brustkrebs erzählen.

Ich bekam meine Diagnose am 23.12.2019 damals war ich 31, frisch mit meinem, inzwischen Ex Partner, zusammen gezogen und mitten im Berufsleben.

Entdeckt hatte ich den Knoten in meiner linken Brust beim Baden/waschen.

Ab Februar 2020 stand dann mein Therapie Plan fest.

Ich hatte einen Hormonpositiven Krebs Her2neu 3+.

Also gab es 16 Chemotherapien, 18 Antikörper Infusionen.

Nach bestätigter Gen Mutation, BRCA1, musste ich die Entscheidung treffen mir die die kompletten Brüste oder nur die Brustdrüsen entfernen und mit Silikon aufbauen zu lassen.

Sowie auch die Eierstöcke entfernen zu lassen.

Ja, da schluckt man erstmal, mit 31 solche Entscheidungen treffen zu müssen, ich wollte doch noch Kinder haben!

Dank meines tollen Arztes der mich wundervoll bis heute begleitet und aufgeklärt hat, stand für mich die Entscheidung für fest.

Entfernung der Brustdrüsen Aufbau mit Silikon, beidseits.

Sowie auch die Entfernung der Eierstöcke.

Leicht war es nicht, aber notwendig.

Die beiden Operationen fanden im August und Oktober 2021 statt.

Als ich dachte ich kann nach der letzten OP Kraft schöpfen, trennte sich mein Partner von mir.

Okay dachte ich, schlimmer kann es nicht mehr werden.

Für mich brach eine Welt zusammen, ja es zog mir den Boden unter den Füßen weg.

Ich nahm ab da binnen von 5 Monaten 20kg ab.

Ab da begann für mich ein neuer Wandel was das äußere betrifft.

Ich ließ mich tätowieren, piercen.

Bis heute nutze ich diese Chance mein neues Leben was mir geschenkt wurde, bewusster zu leben und dieses zu schätzen.

Ich bin dankbar über jeden Moment den ich erleben darf und bin gespannt was mich alles noch erwartet.

Ich weiß, dass ich ein hohes Risiko habe, wieder an ein Rezidiv zu erkranken, tue dennoch alles dafür was nötig ist, dass der Krebs weg bleibt.

Nehme insgesamt 10 Jahre Tamoxifen und alle halbe Jahre Bisphosphonate zum Schutz für die Knochen.

Habe schon zwei Reha’s hinter mir die mich immer wieder sehr gut ausgebaut haben.

Ich habe total liebe Menschen kennen gelernt mit denen ich mich austauschen kann.

Neue Freundschaften dazu gewonnen aber auch Freunde verloren, wo ich dachte sie seien für mich da!

Ich betreibe Sport, Ausdauer und Krafttraining.

Dies motiviert, gibt Kraft und man kann einfach Mal dabei Dampf ablassen und genießt die Zeit für sich.

Ich habe durch meine Krebserkrankung viel negatives erlebt und durchlebt aber auch viel positives erfahren dürfen.

Sei es mein Arzt, der bis heute für mich da ist und dem ich blind vertrauen kann.

Liebe Menschen, die ich als Freunde in meinem Leben willkommen heißen kann.

Aber auch meine äußerliche Veränderung, worauf ich sehr stolz bin.

Ich bin reifer, erwachsener und stärker geworden.

Sicherlich hat der Krebs, die Therapien, Nebenwirkungen, seine Spuren hinterlassen.

Ich habe mit Fatigue (Erschöpfungssyndrom),Knochen und Gelenkschmerzen, Konzentrations/Aufmerksamkeits/Merkfähigkeitsstörung, Panikattacken, Angststörung, Unruhezustände zu kämpfen.

Das alte Leben ist Geschichte, ich bin noch befristet erwerbsminderungsberentet und habe Zukunftsangst, weil ich noch nicht weiß wie es weiter geht.

Aber eins weiß ich!

Was kommt das kommt aber ich entscheide wie ich zu leben habe!

Denn das Leben ist schön!♥️

Eine Mutmachgeschichte von Francesca

Ich heiße Sina und habe Anfang August 2022 die Diagnose Brustkrebs Triple Negative im Alter von 28 Jahren erhalten.
Die Diagnose hat mir erstmal den Boden unter den Füßen weggezogen. Die letzten Jahre waren schon nicht einfach für mich. Ich litt viele Jahre unter schweren Depressionen. Dazu ist meine Mutter bereits mehrfach an Brustkrebs und auch an Metastasen erkrankt. Diese beiden Umstände beeinträchtigten mich psychisch sehr und passten nicht gut zusammen. Dazu wusste ich, dass meine Mutter die Genmutation BRCA1 in sich trägt. Ich habe immer gedacht, wenn ich einmal an Brustkrebs erkranke, dann mache ich keine Chemos. Ich lasse die Diagnose dann über mich ergehen, denn wenn ich an dem Mist auch noch erkranke, wäre das Leben ja nun erstrecht nicht mehr lebenswert.

 Und auch nach der Diagnose war ich fest entschlossen: Ich mache keine Chemo! Ihr könnt mich alle mal! Ich war am Ende meiner Kräfte und völlig überfordert. Doch dann hatte ich ein Gespräch mit dem Onkologen, der bereits meine Mutter behandelt hatte. Er nahm sich viel Zeit und nach diesem Gespräch überkam mich das erste Mal ein kleines Gefühl von Lebensmut und Kampfgeist. Und was soll ich sagen? Mittlerweile habe ich bereits meine 4. Chemo hinter mir! Und ich habe mich mit der Diagnose arrangiert. Es ist sicherlich kein Spaziergang und psychisch, sowie körperlich an vielen Tagen echt eine Herausforderung. Aber ich möchte gesund werden und all meine Zukunftswünsche dann erfüllen können. Ich bin dankbar für die kleinen Dinge und genieße die guten Tage. Mein Instagram Account hilft mir bei der Verarbeitung der Erlebnisse und ich möchte mit meiner Geschichte anderen Betroffenen Mut machen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so einen Kampfgeist haben könnte und mit der Diagnose so stabil sein könnte. Damit möchte ich anderen Mut machen, besonders auch denen, die psychisch vorerkrankt sind. Ihr könnt das schaffen!

Eine Mutmachgeschichte von Sina

Aufbrechen meint zweierlei: sich auf den Weg machen, aber auch, etwas zu
durchbrechen. Pilgern ist beides: ein äußerlicher Weg, also Strecken, Landschaften,
Steigungen und Mühsal; und ein innerer Weg, Begegnung mit sich selbst, eine
geistliche Reise, die ganz woanders enden kann, als ich es geplant habe. Pilgerinnen
berichten oft von einer neuen Lebendigkeit, die sie auf dem Weg gespürt haben.
Pilgern hat etwa mit dem eigenen Lebensweg zu tun.« (Bernd Lohse)


Andrea Voß im Juni 2021
Pilgern gegen Krebs, mein ganz besonderer Weg zu mir selbst


Viele Wege führen nach Rom, sagt man. Und noch viel mehr Wege führen nach
Santiago de Compostela: Pilgerwege. Aber man muss gar nicht nach Spanien, um sich
auf den Jakobsweg zu machen, man kann auch in Brandenburg bleiben, denn ein
Teilstück des Camino verbindet Frankfurt (Oder) und Berlin. Auf diesen Weg machte
ich mich Anfang Mai 2019. Ich schloss mich einer Gruppe von zwölf Leuten an, die wie
ich eine schwere Krebserkrankung durchgemacht hatten. Gemeinsam wollten wir auf
der siebentägigen Wanderung Erfahrungen austauschen aber auch neue Kraft
schöpfen und vielleicht auch über die eigenen Leistungs-grenzen hinausgehen. Und
tatsächlich – mit jedem Tag spürte ich mehr und mehr längst vergessene Energie in
mir erwachen.


1.Tag: Marienkirche Frankfurt bis Sieversdorf
Am Sonnabend, den 11.05.2019 fuhren wir gemeinsam mit Gabi, eine Freundin, die
ich beim Sport im Rehazentrum beim Sport zum Leben kennen gelernt habe mit dem
Auto in die Stadt Frankfurt Oder. Während der Fahrt dorthin, tauschten wir uns beide
darüber aus, ob wir auch an alles gedacht haben. Während des Gesprächs stellten wir
fest, dass wir eindeutig zu viel Gewicht in unseren Rucksäcken mithatten. Im Januar
hatte es ja ein Kennenlerntreffen in Berlin gegeben. An dem Kennenlerntag bekamen
wir auch eine Packliste für unseren Rucksack mit. Ein Trainingsplan zur Vorbereitung
auf die Pilgerwanderung bekamen wir auch mit. Wir unterhielten uns im Auto darüber,
ob wir der Pilgerwanderung auch gewachsen waren.
Nachdem wir uns dann im Hotel eingecheckt hatten, gingen wir dreie noch etwas auf
Achse, um die Stadt Frankfurt Oder zu erkunden. Auch wollten wir uns die
Marienkirche näher ansehen. Wir gingen dort zu Fuß hin und machten dabei gleich
einen kleinen Stadtrundgang. Am Abend gingen wir dann noch in einem griechischen
Restaurant essen. Es schmeckte uns prima. Wir gingen dann an der Oder zurück zum
Hotel.
Ich hatte die Zimmer über Booking Com gebucht. Ich teilte mir das Zimmer mit Gabi
und mein Karsten bezog ein Einzelzimmer im Dachgeschoss des Hauses.
So konnten wir noch unsere Rucksäcke nochmal checken, ob wir auch alles
dabeihatten. Schließlich galt es die 7 kg nicht zu überschreiten. Gabi und ich packten
die Rucksäcke ein paarmal ein und aus. Wir merkten schon, dass wir entschieden zu
viel dabeihatten. Wir packten dann noch einige Sachen wieder aus, dass unsere
Rucksäcke leichter wurden. Schließlich galt es ja die Etappen von ca. 20 – 24 km am
Tag mit dem Rucksack auf unserem Rücken tragen mussten. Nachdem wir damit fertig
waren, erzählten wir noch ganz lange. Wir waren sehr aufgeregt, was uns denn in den
nächsten Tagen so erwartet. Sind wir denn solch einer Pilgerwanderung überhaupt
gewachsen? Wir kicherten noch eine Weile und dann konnten wir in einen tiefen Schlaf
fallen.
Am nächsten Morgen trafen wir uns zum Frühstück in dem Frühstücksraum von dem
Hotel. Wir stärkten uns dann erst einmal so richtig. Bei der Gelegenheit lernten wir
gleich Edith und ihre Freundin aus Düsseldorf kennen. Edith wollte auch an dieser
einwöchigen Pilgerwanderung teilnehmen. Sie war uns von Anfang an sympathisch.
Sie lief dann auch gleich zu Fuß zur Marienkirche. Wir fuhren mit dem Auto zum
Treffpunkt und ließen noch ein paar Sachen im Auto zurück, die wir am Abend zuvor
aussortiert hatten.
Wir trafen uns auf einem Platz vor der Marienkirche in Frankfurt (Oder). Dort ist der
Ausgangspunkt für diese Pilgerwanderung. Um 12. Mai um 12:00 Uhr trafen wir uns,
und dort lernten wir endlich auch Annelie, die Leiterin der Gruppe, persönlich kennen.
Über sie bin ich erst in einer Facebook-Gruppe aufs Pilgern aufmerksam geworden,
denn sie ist schon im Vorjahr auf der Strecke, die nun vor uns lag, entlang gepilgert.
Doch bevor wir starteten, bekamen wir von ihr Pilger-T-Shirts und machten ein
Erinnerungsfoto.
Einige der Pilger er und rinnen kannte ich bereits von einem Treffen im Januar, so zum
Beispiel Christopfer und Manfred, der für uns den Gottesdienst in der Marienkirche
hielt. Gerne erinnere ich mich an das erste Treffen mit ihnen. Noch heute bekomme
ich Gänsehaut, wenn ich an meine Lesung bei der Jakobus Gesellschaft Oderregion
und das anschließende Lob zurückdenke.
Ausgestattet mit Pilgerpass und dem ersten Stempel der Frankfurter Marienkirche
machten sich die beiden Gruppen auf den Weg nach Berlin – eine nahm den südlichen
Weg, ich selbst gehörte zur Nordgruppe, deren erstes Ziel Sieversdorf war.
Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf: War ich einer solchen Wanderung auch
wirklich gewachsen? Vor uns lagen tägliche Wegstrecken zwischen 20 und 24
Kilometern – und das mit etwa sieben Kilo Gepäck auf dem Rücken.
Wir kamen etwas vom Weg ab, fanden uns aber sehr bald wieder zurecht. Am späten
Nachmittag erreichten wir Sieversdorf. Unsere erste Anlaufstelle war die
Orgelwerkstatt Scheffler, wo wir mit Apfelkuchen, Kaffee und Tee begrüßt wurden. Die
Herberge lag direkt gegenüber und ich bezog zusammen mit Sonja aus Hamburg ein
gemütliches Zimmer. Nach einer wohl verdienten Pause trafen wir uns am Abend alle
im Garten, wo bereits ein Lagerfeuer brannte und wo wir mit köstlicher Spargelsuppe
und selbst gebackenem Brot bewirtet wurden.
Noch lange saßen wir am Feuer beieinander und jeder erzählte, was ihn zum Pilgern
animiert und welche Erwartungen wir daran hatten. Viele Geschichten berührten mich
sehr, manchmal kullerten sogar einige Tränen.
Es tat gut, unter Leuten zu sein, die ein ähnliches Schicksal durchleben mussten wie
ich – man kommt sich mit seiner Krebserkrankung nicht mehr so alleine vor, sagte ich
den anderen. Vielleicht könne ich ja anderen Betroffenen Mut machen. Für mich war
es aber auch wichtig herauszufinden, ob ich so einer Pilgerwanderung überhaupt
gewachsen sei.
Der Abend war herrlich – das wunderbare Essen, die Geschichten der anderen Pilger,
die Lagerfeuerromantik, das Gitarrenspiel von Orgelbauer Scheffler und die Lieder, die
wir sangen: „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht“
– dieser Kanon begleitete uns auch an den folgenden Tagen.
Die Füße mit Hirschtalgsalbe behandelt, von der langen Wanderung erschöpft, aber
mit vielen tollen Gedanken stellten sich die guten Träume in dieser ersten Nacht als
Pilger sehr bald von alleine ein.


2.Tag: Von Sieversdorf bis nach Arensdorf 
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne durch mein Fenster auf mein Bett. Sie schien
auf meine Pilgermuschel, die ich am Pilgerrucksack befestigt hatte. Mich durchströmte
ein schönes Gefühl voller Vorfreude auf den heutigen Tag. Ich stand auf und schaute
aus dem Fenster von meinem Zimmer und sah auf die tolle kleine Dorfkirche und auf
das Wohnhaus von Familie Scheffler. Es erinnerte mich an meine Kindheit, wo ich in
dem kleinen Dörfchen Vorland meine Kleinkinderjahre verbracht habe. Da konnte ich
auch von meinem Fenster auf die Dorfkirche schauen. Es stellte sich bei mir ein sehr
gemütliches, heimatliches Gefühl ein.

Das Frühstück aßen wir dann gemeinsam in Silvia Scheffler Ihrem Haus. Wir saßen
hier in gemütlicher Runde. Silvia und Gabi aus unserer Gruppe hatten das Frühstück
ganz liebevoll zubereitet. Es gab Obst, Gemüse, Rührei und ganz viel andere
Leckereien. Das Frühstück hat uns allen sehr geschmeckt und wir konnten genug
Energie für den bevorstehenden Tag aufladen.
Ich danke den Schefflers für den tollen Aufenthalt. Bevor es von Silvia Scheffler
losging, hatte Silvia noch was mit uns vor. Wir besuchten die kleine Kirche neben dem
Haus und sangen gemeinsam den Pilgersegen. Und das war das schönste
überhaupt…einfach Gänsehaut pur.
„Wechselnde Pfade, Schatten und Licht alles ist Gnade fürchte dich nicht.“
Nach einer tränenreichen Verabschiedung von Horst, der wegen eines Hüftleidens
aufhören musste, ging es dann weiter nach Ahrensdort-20 km Fußmarsch lagen vor
uns.
Ich hatte gedacht, dass ich meine Schuhe gut eingelaufen hätte, aber da hat mich
das Pilgern was anderes gelernt. Je länger ich ging, umso mehr taten mir die Füße
weh. Jeden Abend kam eine Blase dazu.
Eine halbe Stunde gingen wir schweigend. Unseren Weg, der uns über Falkenhagen
bis nach Arensdorf ins Jugendcamp, vorbei anleuchtenden gelben Rapsfeldern,
Wiesen, Wäldern und kleinen Ortschaften führte. Auf einer Lichtung sahen wir sogar
ein paar Hirsche und Rehe. Wir verhielten uns ruhig und beobachteten sie
bewundernd.
Im Jugendcamp Arensdorf angekommen, verteilten wir uns auf die Zimmer und
nahmen Schlafsäcke entgegen. Ich teilte mir das Zimmer, indem Doppelstockbetten
und Matratzen lagen, mit 8 weiteren Frauen. Die Atmosphäre erinnerte ich mich an
meine Kindheit, die ich oft in Ferienlagern verbracht habe.
Abends bereiteten wir uns selbst Quark und Pellkartoffeln zu. Auch die gemeinsamen
Mahlzeiten eines jeden Tages waren während der Pilgerwoche etwas ganz
Besonderes für mich.
Nach dem Essen besprachen wir noch einmal den Ablauf des nächsten Tages und
auch gab es eine kleine Zusammenfassung von unseren Eindrücken unseres zweiten
Pilgertages.
Dann kam Georg auf die Idee, uns einen Line Dance beizubringen. Da ich selbst auch
eine Gute-Laune-Tänzerin bin, sprang ich natürlich gleich auf. Es machte uns allen
einen riesigen Spaß.
Einige von uns legten sich aber gleich schlafen. Das war auch in Ordnung, da wir
einen anstrengenden Tag hinter uns gebracht haben.
Ich konnte nicht so recht einschlafen. Es gingen mir jeden Abend viele Gedanken und
die tollen Gespräche durch den Kopf.


Tag 3 Pilgern von Arensdorf bis nach Buckow 23 km
Nach dem Frühstück räumten wir unsere Rucksäcke ein und machten uns startklar
für den neuen Tag.
Draußen bildeten wir einen Kreis und sangen.: Wechselnde Pfade…
Anschließend gab es eine Schweigeminute für den vor kurzem verstorbenen Thomas,
dem früherem Eigentümer des Jugendcamps, der alles mit Herzblut aufgebaut hatte.
Es hat mir Gänsehaut verpasst, als ich seine Witwe dort mit Tränen in den Augen
stehen sah. Ja das Schicksal kann schon sehr hart zuschlagen.
Wir verabschiedeten uns von der Camp Leiterin und gingen schweigend und unter
kleinen Tränchen in den Morgen. Unser Ritual in der ersten halben Stunde eines jeden
Tages.
Zu pilgern und nur den Tönen der Natur zu lauschen und alles zu fühlen und die
Wiesen, Wälder und Felder zu riechen und vor allem einfach nur die schöne reine Luft
einzuatmen, einfach im Hier und Jetzt zu sein. Das empfand ich ganz besonders
intensiv- Ein schönes Gefühl des Glücks, der Liebe, der Hoffnung und der Freiheit in
mir. Ich kann es einfach nicht beschreiben, wie toll ich mich fühlte.
Zwischendurch stimmten wir auch immer Lieder aus allen verschiedenen Genres an.
Es waren Volkslieder, Schlager und z.B. auch Dona nobis pacem dabei.


Tag 4 unserer Pilgerwanderung von der Jugendherberge Buckow zum Sport- und Erholungszentrum in Strausberg
Überraschung im „gelben Meer“
Am Morgen nehmen wir die nächsten 24 km in Angriff. Alle sind ausgeschlafen,
gesättigt und die Jugendherbere Buckow mit ihren kleinen einzelnen Bungalows mitten
im Wald werden wir in guter Erinnerung behalten.
Morgenrunde, singen, Schweigeminute und los geht’s. Schweigend. Wie jeden
Morgen. Die ersten 60 Minuten nehmen wir das angenehme „wir-Gefühl“ aus der
gemeinsamen Schweigeminute mit auf dem Weg. Es ist eine Wohltat so früh am
Morgen einfach miteinander zu laufen Nebeneinander, hintereinander und doch
miteinander. Jeder ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Wir sind am Vortag ein wenig vom Jakobsweg abgekommen, um zur Herberge zu
gelangen. Dafür gibt es heute einen wunderschönen Weg durch viel Wald zurück zum
Jakobsweg. Die Landschaft ist wieder sehr schön und das ist nicht nur dem schönen
warmen Sonnenschein geschuldet.
Unsere erste wohlverdiente Rast wollen wir in einer schönen Senke machen und es
liegen reichlich Baumstämme zum Niederlassen am Wegesrand. Doch leider ist um

uns herum ein echtes Feuchtgebiet und die vielen Mücken haben noch nicht
gefrühstückt! Also müssen wir noch ein paar hundert Meter durchhalten, aus dem Wald
raus gehen, um dort ein idyllisches Plätzchen zu finden. Im Rücken der Wald und vor
uns ein gelbes weites Meer Ein riesiges Rapsfeld liegt vor uns. Berauschend für die
Augen und berauschend für die Nase. Und plötzlich sind Sie da. Wir trauen unseren
Augen kaum. Eine ganze Herde. Sind es Rehe, Hirsche, Wild, ich weiß es nicht. Sie
springen durch den Raps und überqueren unseren Weg nur ein paar Meter von uns
entfernt. Großartig! Was für ein Schauspiel!
Der heutige Weg bringt uns noch an einer Pyramide in Garzau vorbei und dann einen
sehr langen asphaltreichen Rest weg bis zur heutigen Herberge in Strausberg.
Manche haben mit den schmerzenden Blasen gekämpft und manche haben die letzten
Meter über das riesige Gelände der Sportstätte verflucht, aber alle sind angekommen.
Zur Versöhnung gibt es erstens sehr gute Beten und vor allem einen Grillabend, bei
der keine Wünsche offenblieben.
Buen Apetito!


5.Tag Strausberg – Werneuchen
Schmerzende Füße – müde Beine – gute Stimmung
Es liegt wieder eine lange Laufstrecke vor uns. 25 km! Die Blasen an den Füßen und
die müden Beine lassen die ganze Gruppe nach einem etwas gezügeltem Tempo und
nach mehr Pausen verlangen. Also gibt es den ersten Stopp in der City von
Strausberg: Bäckerei, Lebensmittelladen (der Vorrat an Chicorée wird geplündert)
bewölkte Himmel rückt immer näher…
Bis hierher war uns das Wetter wirklich hold, aber jetzt hat es uns dann doch einmal
erwischt. Es fing tatsächlich an zu regnen und plötzlich ist man froh, dass man die
ganze Zeit das Regenzeug mit sich rumschleppt!! Wir sind aber in die richtige Richtung gelaufen, denn nach 30 Minuten war der kleine Regenguss schon wieder zu Ende. Die
Sonne kam wieder raus und auf dem letzten Stück vor Werneuchen kam uns Martin
D. entgegen. Was für eine schöne Begegnung!!
Martin ist ein sehr erfahrener Pilger und ist in der Jakobsgesellschaft aktiv. Wir hatten
ihn vorher schon durch Zufall am ersten Tag in Frankfurt/ Oder getroffen und da er hier
in der Nähe wohnt uns für heute wieder verabredet. Die eine Hälfte von uns hat er
häppchenweise in seinem kleinen Auto die letzten Kilometer in unsere Unterkunft
gefahren!! Die andere Hälfte ist wacker bis zum Bahnhof gelaufen, um dann den Bus
zum Gasthof außerhalb von Werneuchen zu fahren. Der Busfahrer hat uns alle für die
eine Station umsonst mitfahren lassen!!
Der Gasthof ist sehr klein und wir haben alle Zimmer belegt! Heute war unser letzter
Abend in kleiner vertrauter Runde. Nach dem sehr speziellen Abendessen „a la carte“
haben wir einen Stuhlkreis in dem Restaurant gebildet und den üblichen Strecken- und
Tagesrückblick gemacht. Danach hat Anni darum gebeten, dass jeder ein paar offene
Worte über die letzten Tage an sie und Petra richtet. Wir sind offen für jede Art von
Kritik und Vorschläge.
Das war eine sehr schöne und intensive Runde und wir haben für nächstes Jahr gute
Anregungen bekommen! Danke! Ihr seid alle tolle Menschen und ihr seid in den fünf
Tagen eine wirklich tolle gemeinschaftliche Gruppe geworden!
Buen Camino!


6. Tag Werneuchen – Bernau bzw. Berlin Jugendherberge Ostkreuz
Die Zivilisation hat uns wieder
Nachdem Anni und Petra noch die lustigste Blasenversorgung aller Zeiten bei mir
gemacht haben (es war gar nicht die Blase, die so riesengroß war unter dem Fuß,
sondern das alte Blasenpflaster…hahaha!!!), sind wir nach einem spartanischen
Frühstück und einer kurzen Busfahrt wieder am Bahnhof in Werneuchen
angekommen.
Nach unserem rituellen Morgenkreis in einem nahen gelegenen Park starteten.
Schritt um Schritt geht es weiter und die Füße tragen uns immer näher ans Ziel. Heute
wird es die wunderschöne Eisdiele an der Ecke. Endlich, sitzen, entspannen und das
kühle Eis oder Getränk oder beides genießen!! Alle sind happy, die heutigen Kilometer
hinter sich gebracht zu haben!
Jetzt gingen wir unsere letzte Etappe durch die Natur. 19 km bis Bernau! Die Sonne
kommt irgendwann auch wieder raus und mit jeder Stunde, die vergeht wird es heißer
Es ist mühsam und dennoch schön
Der stetige Wechsel zwischen Wald und Feld und Wiese und kleinen Dörfern ist eine
Wohltat für die Sinne. Bei allen kleinen und großen Pausen werden die Füße von den
Wanderschuhen befreit, gelüftet, massiert, gecremt und es wird ihnen gut zugeredet:
bald ist es geschafft!
Je länger wir gehen umso mehr merkt man, dass die Großstadt näher rückt.
Flugzeuge am Himmel, der Verkehr nimmt zu und die Ortschaften werden auch größer.
Plötzlich endet der Jakobsweg an einer Wohnsiedlung, die es letztes Jahr dort noch
nicht gab. Aber anhand unserer Orientierung und mit Hilfe unserer Karte finden wir
wieder schnell die gelben Pfeile.
Nach der Stärkung geht es zum Bahnhof und dann sitzen wir in der S-Bahn Richtung
Berlin. Voll mit Menschen. Es ist komisch nicht mehr für uns zu sein. Uns nicht mehr
in der schönen Natur zu befinden, sondern wieder in dem Großstadtdschungel
anzukommen. So sitzen wir im vollen Zug, bemüht uns nicht aus den Augen zu
verlieren, um und dann nach einer dreiviertel Stunde in Berlin Ostkreuz Richtung
Jugendherberge zu bewegen.
Die Herberge ist riesig und sehr gut organisiert! Wir haben tolle Zimmer, können das
Abendessen etwas nach hinten verschieben, damit gut Zeit für alle bleibt zum
Duschen und kurzem Ausruhen. Ein schönes Bett in das ich mich gerne plumpsen
lasse, um mir eine halbe Stunde Tiefschlaf zu gönnen!
Es wird ein gemütlicher Abend, aber kein später. Ich glaube, dass sich alle auf
morgen freuen und alle noch nicht so genau wissen was nach dieser doch sehr
intensiven Zeit auf sie zu Hause wartet. Mit jedem von uns hat diese Woche etwas
gemacht, sie hat etwas bewegt, etwas angestoßen.
Sicherlich für jeden von uns etwas anderes. Ich freue mich auf morgen, nicht weil es
dann zu Ende ist, sondern weil es der runde Abschluss von etwas sehr Schönem wird.
Buenas noches!!
7. Tag: Berlin Jugendherberge Ostkreuz – Berlin Alexanderplatz, Marienkirche –
Berlin Brandenburger Tor
Wir werden heute gemeinsam mit der Südgruppe zum Brandenburger Tor laufen. Ich
bin schon ziemlich aufgeregt. Ich bin so stolz und glücklich zugleich, dass ich die
Pilgerwanderung jetzt fast geschafft habe.
Hand in Hand
Es ist so weit, die letzte Etappe beginnt und wir starten am Morgen wie immer. Doch
nun geht es nicht durch Felder und Wiesen, sondern durch ein sehr volles, lautes und
touristisches Berlin…es ist fast schon schwer die Gruppe für die nächsten 8 km in
Schwung zu halten, da es an jeder Ecke irgendwelche Ablenkungen gibt. Doch wir
widerstehen allen Versuchungen des Verweilens, um zügig durch die Straßen zu
ziehen und pünktlich am Alexanderplatz einzutreffen. Die Sonne ist auch heute wieder
unsere treue Begleiterin und heizt die Stadt ganz schön auf.
Am Alexanderplatz erweitert sich die Gruppe sehr, da viele Menschen dem Aufruf
gefolgt sind uns die letzten Kilometer bis zum Brandenburger Tor zu begleiten. Auch
ich darf mein Schatz Karsten begrüßen! Es war eine riesige Überraschung, als er auf
einmal in der Marienkirche hinter mir stand und mich in die Arme nahm. Ich habe gleich
ein Gänsehaut- und Glücksgefühl bekommen. Es ist durch die Bank ein glückliches
Hallo.
Ich selbst empfinde dort am Alex Vorfreude auf den Moment des Ankommens und
gleichzeitig möchte ich eigentlich gar nicht stehen bleiben und meine Pilgerausrüstung
wieder für den Alltag zur Seite legen. Ich gehe in die Kirche, um einen Moment bei mir
selbst anzukommen und entzünde zwei Kerzen für meinen im letzten Jahr
verstorbenen Vater und die zweite Kerze für alle 13 Mitpilgerinnen, die so tapfer ihren
Weg gehen!
Es geht also weiter in großer durchmischter Gruppe und die letzten 8 km verfliegen,
weil es sich so viel zu erzählen gibt! Es wird gemeinsam pausiert, gegessen, letzte
Fotos gemacht. Den letzten Kilometer geht die Gruppe vorne weg. Hand in Hand
singend!
Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht!
So viel Kraft und Glück und Willensstärke liegt in der Luft! Wir haben es geschafft und
wir können super stolz auf uns sein! Und ich dürfte euch begleiten! Danke für alles!
Buen Camino!


Tag 8, Gedanken an die Pilgerwanderung, 12. Mai 2019
Ich bin noch ganz beeindruckt von unserem gestrigen gemeinsamen Laufen: vom
Ostkreuz, über die Warschauer Brücke, entlang der Eastside Gallery, entlang der
Spree, durch das Nikolaiviertel bis hin zur Marienkirche am Alex. Dort trafen wir uns
mit der Familie und Freunden und auch der Jakobus Gesellschaft zur gemeinsamen
Abschlusswanderung zum Brandenburger Tor. Es war ein erhebendes, tiefgreifendes
Erlebnis gemeinsam Hand in Hand am Brandenburger Tor anzukommen. Ich werde
diesen Moment nie vergessen. Wir lagen uns in den Armen und die Tränen voller
Glück, Dankbarkeit und Liebe flossen. Es war einfach ein schöner Moment.
Ankunft am Brandenburger Tor, es war ein wunderschöner Moment, den ich so
schnell nicht vergessen werde. Gemeinsam Pilgern gegen Krebs ist eines der
schönsten Erlebnisse in meinem Leben. Ich werde es nie vergessen.


Tag 10 und 11. Tai Qigong, Nachdenken über die Pilgerwanderung und meine
Erkenntnisse
Heute früh stand ich schon sehr zeitig auf, duschte mich und ging zu meiner
Lymphdrainage. Es tat mir sehr gut. Ich fühlte mich pudelwohl.
Am Vormittag fuhr ich dann zusammen mit meiner Nachbarin nach Altfriesack zum
Tai Qigong. Wir machten dort wieder sehr tolle Übungen mit anschließender
Entspannung. Als ich dann nach Hause kam traf ich auf eine nette Frau vor meiner
Haustür. Wir unterhielten uns eine ganze Weile miteinander. Sie strahlte auch so viel
Ruhe aus. Ich erzählte Ihr von meiner Pilgerwanderung in der vergangenen Woche.
Diese Pilgerwanderung strahlt immer noch sehr auf mein Denken und Handeln aus.
Es war eine ganz tolle und intensive Woche, in der ich wieder zu mir selbst gefunden
habe. Ich habe mit jedem Einzelnem aus der Gruppe ganz tolle Gespräche geführt.

 

Sie haben auch eine Geschichte, die Mut macht und die Sie gerne mit anderen Betroffenen teilen würden? Senden Sie uns die Geschichte gerne an online@brustkrebsdeutschland.de.

 Wir sind uns sicher, dass Ihre Geschichte anderen Frauen eine neue Perspektive, einen Lichtblick und ein Lächeln schenken wird. 

Selbstverständlich ist es wichtig zu erwähnen, dass jede Situation einzigartig ist und selbst wenn Ähnlichkeiten zu einem anderen Fall bestehen, so können die Entscheidungen und Therapien der Ärzte sich unterscheiden, denn es gibt kein Einheitsrezept für eine perfekte Behandlung. Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich an unsere Hotline oder nehmen Sie Kontakt zu Ihrem behandelnden Arzt auf, bevor sie therapierelevante Entscheidungen treffen. Sie erreichen uns unter online@brustkrebsdeutschland.de oder unter der Nummer 0800 0 117 112.